Die Delegierten des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) trafen sich am 7. Oktober
im Rahmen der SICHT.KONTAKTE in Berlin zu ihrer jährlichen Obermeistertagung und außerordentlichen Mitgliederversammlung.
Auf der Tagesordnung standen neben der aktuellen Branchenentwicklung die Themen teleophtalmologische Angebote in Kooperation mit Augenoptik und Optometrie sowie im Betrieb gelebte Nachhaltigkeit auf allen Ebenen.
Gleich zu Beginn der Versammlung widmete sich ZVA-Präsident Christian Müller der Ehrung von Peter Remm mit dem ZVA-Ehrenzeichen in Silber. Über fünfundzwanzig Jahre war Peter Remm ehrenamtlich für die Augenoptiker-Innung Hannover, den Landesinnungsverband des Augenoptikerhandwerks in Niedersachsen und Bremen sowie den ZVA tätig. Christian Müller dankte dem Augenoptikermeister, der 1996 bereits mit 28 Jahren den Betrieb seines Vaters in Hannover übernommen hatte, für seine Einsatzbereitschaft, seine Beharrlichkeit und sein Wirken vor allem für die Aus- und Fortbildung und Mitgestaltung der Zukunft des Berufsstands. Peter Remm engagierte sich unter anderem bereits 1998 als Arbeitgebervertreter im Gesellenprüfungsausschuss in Hannover – direkt als Vorsitzender. Seit 2002 wirkte er im Berufsbildungsausschuss des ZVA mit und war an einem Großprojekt des Verbandes beteiligt: der Neuregelung der Augenoptikermeisterverordnung.
Herausfordernde Zeiten
In seinem Bericht zur aktuellen Situation ging Christian Müller auf die aktuellen Herausforderungen in der Branche ein. Er betonte, dass sich der Verband trotz vieler Ungewissheiten und zäher Verhandlungen weiterhin für entsprechende Krankenkassenverträge einsetze: „Wir müssen die augenoptische Versorgung im Rahmen des GKV-Systems bestmöglich gestalten“. ZVA-Vizepräsident Kai Jaeger berichtete hierzu von einem Gespräch mit dem GKV-Spitzenverband und informierte ausführlich zum geplanten Gesetzgebungsverfahren zur Versorgung im GKV-System mit Sehhilfen. Nachdem 2022 mit dem Bundesrechnungshof und dem Bundesamt für Soziale Sicherung gleich zwei bedeutende staatliche Institutionen Kritik an dem Verhalten der Krankenkassen hinsichtlich der Versorgung der gesetzlich Versicherten geäußert hatten, wird nun mit einem Gesetzgebungsverfahren gerechnet, um die aufgezeigten Defizite zu beseitigen. Die Krankenkassen bezichtigten die Betriebe der Gesundheitshandwerke unter anderem, sie würden den Versicherten allzu oft eine unnötige, aufzahlungspflichte Versorgung anbieten. Nun sei der Gesetzgeber am Zug, auf die vorgebrachte Kritik am Krankenkassenverfahren zu reagieren. Kai Jaeger fasste zusammen: „Für die Augenoptik sind Mehrkosten, Festbeträge und Dokumentationspflichten die beherrschenden Themen im Hinblick auf die Krankenkassen. Wir gehen davon aus, dass ein Genehmigungsvorbehalt, wie ihn sich die Kassen wünschen, nicht umsetzbar sein wird. Möglicherweise könnte eine regelhafte Übermittlung der bisher nur stichprobenhaft verlangten Mehrkosten- bzw. der Beratungsdokumentation kommen, dies wäre allerdings bei 5,5 Mio. aufzahlungspflichtigen Versorgungsfällen allein bei den Gesundheitshandwerken ein großer Aufwand für beide Seiten und somit nicht in unserem Sinne.“
Um die wirtschaftliche Entwicklung der Branche ging es im Vortrag von Roland Lorek (GfK), der die aktuelle Branchenstrukturerhebung des ZVA mit der GfK vorstellte. Die Erhebung wird alle vier Jahre durchgeführt, in Kürze werden die Ergebnisse grafisch aufbereitet veröffentlicht. Zusammenfassend hat sich mit 30 Prozent im Vergleich zu 26 Prozent (2019) der Anteil der Betriebsinhaberinnen erhöht. Bei den Funktionen sind weibliche und männliche Meister mit jeweils 50 Prozent gleich aufgestellt, in den Qualifikationen bis zum Gesellen gibt es einen höheren Frauenanteil in der Augenoptik. Das Nachfolgeproblem verschärft sich weiterhin durch das steigende Alter der Betriebsinhaber. Nach einem Einbruch während der Corona-Pandemie hat die Abgabe von Kontaktlinsen mit gut neun Prozent wieder zugelegt. ZVA-Präsident Christian Müller appellierte noch einmal an alle Anwesenden, sich an den Erhebungen und Umfragen des ZVA zu beteiligen: „Die Basis für unseren Beruf, der eine Berufung sein sollte, bildet natürlich die Aus- und Fortbildung, aber ohne die entsprechenden Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung tappen wir im Dunkeln und können nicht zukunftsfähig agieren“.
Augenoptik trifft Teleophtalmologie
Dr. med. Claus Gruber von der Mirantus Health GmbH stellte anschließend ein Konzept zur Augenuntersuchung in Senioren- und Pflegeheimen vor, das ebenfalls Ophtalmologie und Optometrie verknüpft. Am Beispiel des Moorfield Eye Hospital in London stellt Dr. Gruber eine koordinierte Patientenversorgung v.a. in ländlichen Regionen, Seniorenheimen, oder in der stationären Pflege zuhause vor. In sieben deutschen Bundesländern gibt es aktuell schon ein Angebot mit einem mobilem Versorgungssystem durch Mirantus: Ein Augenarzt in der Region delegiert die Untersuchung an Optometristen und geschulte Augenoptikermeister mit einer mobilen Eyecare-Unit. Die Daten werden in eine Telemedizin-Plattform mit eigener Einschätzung des Optometristen eingespeist, Diagnose und Behandlung erfolgen durch den Arzt. Zum Angebot gehören Anamnese, Refraktion, Visuserhebung, Tonometrie, Untersuchung des vorderen und hinteren Augenabschnitts mittels Spaltlampe, Funduskamera und ggf. OCT. Laut Studien erweise sich der teleophtalmologische Ansatz zur Vorsorge in Senioreneinrichtungen als effizient.
Gelebte Nachhaltigkeit
Oliver Alexander Kellner von Simsalawin Consulting & Training stellte unter dem Titel „Wahre Werte, die Kunden und Mitarbeiter begeistern“ den Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit in der Augenoptik in den Mittelpunkt. Er stellte heraus, dass der Zeitgeist-Begriff Nachhaltigkeit nur dann gut und auch gerne umsetzbar sei, wenn es ein einfaches Konzept gebe, das mit dem eigenen Geschäftsmodell vereinbar und authentisch sei sowie andere wichtige Bausteine im Betriebsalltag nicht vernachlässige. Mitarbeiterzufriedenheit sei demnach ein wichtiger Aspekt, um Nachhaltigkeit im Betrieb zu leben. Auch die Kommunikation der eigenen Maßnahmen spiele eine wichtige Rolle.
Veröffentlicht 11. Oktober 2023
Quelle: Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA); Bild: ZVA/Peter Magner
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